Interview MIT MARTIN HEER
Wie kamen Sie zur Musik?
Mein Vater Martin Heer sen. war Musiklehrer.
Ich bin der Nachzügler der Familie und habe von klein auf mitbekommen, wie er mit meinen zwei älteren Brüdern Wolfgang und Siegfried musizierte.
Volksmusik, Klassik, Operette, Tanzmusik, es war ein sehr vielseitiges Programm geboten. Sie spielten hauptsächlich im Trio und waren weit über die Grenzen des Allgäus bekannt. Ich lernte zuerst Klavier, dann Bass und Schlagzeug und konnte ab dem 14. Lebensjahr im Martin Heer Quartett mitspielen.
Sehr schade, dass es nicht wiederholbar ist, da mein Vater leider 2007 und mein ältester Bruder Wolfgang 2018 verstorben sind.
Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrem Leben?
Musik war meistens Nummer eins, sportliche Aktivitäten wie z.B. das Windsurfen in den 80ziger Jahren hatten mal kurzzeitig Priorität.
Mittlerweile kann ich ganz gut von meinem Hobby und Traumjob leben, und wünsche mir, dass es gesundheitlich noch lange so bleiben wird.
Der Job bedarf schon einer guten körperlichen Fitness und Energie.
Wer waren bzw. sind Ihre musikalischen Vorbilder?
Mein Vater war mein erstes Vorbild. Seine unheimliche positive Ausstrahlung und seine sehr tolerante Einstellung zu den unterschiedlichen Musikrichtungen hat mich sehr geprägt. In seiner Zeit in der amerikanischen Gefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg, spielte er in den amerikanischen Clubs Klavier und lernte dadurch die Jazzstandards und den Swing kennen, wir hatten Vieles davon im Repertoire.
Die großen Meister der Klassik waren auch immer ein Thema und erklangen viel im Hause Heer. Ungefähr ab meinem 10. Lebensjahr kam dann die Epoche der Rockmusik.
Die Beatles, Emerson, Lake & Palmer, Pink Floyd, Deep Purple, Police/Sting , Peter Gabriel haben mich besonders interessiert.
Seit Anfang der 2000er sind Frank Sinatra und Co., aber auch Soul der dominante Part in meinem musikalischen Tun.
An welche Konzerte denken Sie besonders gerne zurück und warum?
An das Konzert vom „Pianoman“ Billy Joel im Oktober 2014 im Madison Square Garden in New York mit meiner jetzigen Frau Anja, im Vorprogramm war Jamie Cullum zu hören, das war eines meiner Konzert Highlights.
An welchen ungewöhnlichen Orten haben Sie schon einmal Musik gemacht?
Auf abgelegenen Berghütten im Winter,
ich wurde schon ein paarmal mit Pistenfahrzeugen inkl. Equipment zum Veranstaltungsort gefahren. Besonders abenteuerlich war die Abfahrt um 4:00 Uhr früh über die präparierte Ski Worldcup Abfahrt in Garmisch, auf einem rasenden Skidoo mit Anhänger. Es gab aber auch Auftritte an traumhaften Locations z.B. am Gardasee, Mallorca, Sylt und über der Skyline von Frankfurt (wo sich meine Songs von Frank Sinatra so richtig anfühlen).
Hatten Sie schon einmal kuriose Begegnungen oder Erlebnisse? Wenn ja, welche?
Sehr viel Amüsantes aber nichts Kurioses.
Man bewegt sich manchmal in sehr elitären Kreisen und bekommt dann mit wie ausgelassen gefeiert wird, es ist dann schon besonders cool dabei den Ton anzugeben.
Sie haben ein breites musikalisches Repertoire. Welche Stilrichtung macht Ihnen am meisten Spaß?
Ich habe eigentlich keine Lieblingsstilrichtung.
Ich singe sehr gern Swing, Bossa, etc. als dezente Einstimmung einer Veranstaltung,
aber auch Rock, Latin und Ähnliches, wenn die Tanzfläche brennt.
Bei einer Veranstaltung muss man zu den unterschiedliche Zeitpunkten unterschiedliche Stimmungen erzeugen.
Mir macht es Spaß, das Publikum zu animieren und dann zu sehen, wie die Gäste aus sich herausgehen. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
In welchen Projekten steckt besonders viel Herzblut? Fühlen Sie sich solo auf der Bühne am wohlsten oder reizen Sie Auftritte mit einer Band am meisten?
Meine Band "Glamour Chief ", die ich 2009 gegründet habe, liegt mir sehr am Herzen. Speziell für größere Events mit großer Bühne ist so eine Band mit ausgezeichneten Musikern schon eine besondere Qualität mit Dynamik und Power. Solo mit Halbplayback bin ich etwas breiter aufgestellt was mein Programm betrifft, es ist auch meist intimer in kleinem Kreis zu singen.
Die Abwechslung hält beides interessant.
Mein Rocktrio "Next2U", das ich 1996 als reine Police Coverband gegründet habe, steht momentan auf Standby und wird eventuell bald wieder in kleinen Clubs zu hören sein.
Treten Sie auch zusammen mit Ihrem Bruder Siegfried auf? Wenn ja: Wie ist das für Sie?
Mit meinem Bruder Siegfried mache ich seit Jahrzehnten Musik und wir ergänzen uns mit unseren Stärken. Wir treten zusammen, aber auch einzeln und jeweils mit eigener Band auf. Es ist ein absolutes Highlight für eine Feier oder Event, wenn er mit seiner unvergleichlichen Stimme z.B. italienische Arien oder Operettenlieder singt und ich mit meinem Programm den Rahmen für die Veranstaltung gebe.
Was lieben Sie an Ihrem Leben als Musiker?
Ich singe sehr gern und fast nur Songs, die mir selber gefallen.
Jeder Auftritt ist spannend, ich möchte immer den optimalen gegenseitigen Spaß.
Ich sehe das als ein Privileg, mit vielen unterschiedlichen Menschen feiern zu können und ihnen eventuell einen besonderen Abend zu bereiten.
Dadurch entstehen nicht selten freundschaftliche Verbindungen.
Man ist zwar sehr viel unterwegs, und das auch am Wochenende, aber sieht vieles, was nicht alltäglich ist.
Was ist musikalisch Ihr Ziel bzw. Ihr Traum?
Es war immer mein Traum, wieder Zeit für meine eigenen Songs zu haben.
Der Corona Lockdown, der uns Künstler zwar finanziell sehr getroffen hat, gab mir aber gleichzeitig die Gelegenheit, endlich an diesen Songs in meinem Homestudio zu arbeiten und zu experimentieren. Ich hoffe, die Welt wird noch von mir hören ;-) ...